Sofi Oksanen , Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters, studierte Dramaturgie an der Theaterakademie in Helsinki. Ihrem Roman „Fegefeuer“ merkt man das an, sie baut die Spannung gekonnt auf, kann schreiben wie kaum jemand in ihrem Alter, atemberaubend und literarisch gut. Wie aus dem Klappentext zu erfahren ist, wurde der Roman in Finnland genau so oft verkauft wie „ Harry Potter“ und er wurde in 32 Länder verkauft. Aber nicht nur bei den Leser(innen) ist das Buch gut angekommen, auch bei den Kritikern ist es wohl zur rechten Zeit aufgetaucht, denn es wurde mit nicht weniger als zehn Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Nordischen Literaturpreis. Vielleicht weil man diesen Roman nicht in eine bestimmte Kategorie einordnen kann. Er ist ein Frauenroman, ja, aber Männern wird er genau so gefallen, denn er hat auch etwas von einem Politthriller an sich , und bringt uns die Geschichte Estlands und des Baltikums ein Stück näher. Er ist modern, brutal, viele Taten nur angedeutet, so dass der Leser sich den Rest ausmalen muss. Und worum dreht sich alles? Um zwei Frauen, um die alte estnische Aliide Tru und um die junge russische Zara aus Wladiwostok. Die Alte findet eines Tages ein Bündel Mensch vor ihrer Haustür. Zuerst glaubt sie an einen Überfall, aber bald stellt sich heraus, dass es ihre Großnichte sein könnte. Zwei Frauen, die Schreckliches erlebt haben, die eine kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter russischer Herrschaft, die andere Anfang der 90 er Jahre, nach dem Zerfall des Eisernen Vorhangs, in Berlin. Mehr darüber zu verraten wäre ein Verrat an sich: über die Verwicklungen, über die Spuren die gelegt werden, über eine kranke Liebe, über das nackte Überleben in einer Zeit, die man sich heute und hier kaum vorstellen kann. Der Leser, die Leserin darf selbst entscheiden, ob er Aliide Tru verurteilt und für schuldig hält oder ein klein wenig Verständnis für ihre Situation und ihr Verhalten aufbringt.
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