Raum
Schon die ersten Sätze verraten viel über ein Buch. „RAUM“ ist ein ganz Besonderes und der Leser, die Leserin sei gewarnt: wer sich einmal mit Jack in „Raum“ begibt, verlässt ihn nie mehr, und sowohl Jack als auch seine Mutter wird man nie mehr vergessen. Ein starkes Stück Prosa, in doppelter Hinsicht. Der Roman geht an die Nieren, ohne jede Frage, aber es ist einer , meiner Meinung nach, über den man auch in zehn Jahren noch sprechen wird. Und das ist, bei der Flut an monatlichen Neuerscheinungen, schon nennenswert. Der fünfjährige Jack lebt mit seiner Mutter in „Raum“, in einem ca. 12 Quadratmeter großen Zimmer, das ist seine Welt. Er kennt keine andere. Wie sollte er auch, er ist hier geboren, Bett und Lampe sind seine Freunde, Oberlicht ist seine Sonne. Mutter und Sohn führen einen geregelten Tagesablauf, auch der Fernsehkonsum wird genau festgelegt. Es gibt für beide Sport- und Schreitage und am Sonntag dürfen sie sich etwas wünschen von „Old Nick“, ihrem Peiniger. Wenn dieser kommt, versteckt Ma Jack in Schrank. Der Roman ist in fünf Büchern eingeteilt , alle fünf werden aus der Perspektive des kleinen Jungen erzählt.. Sein Leben und der Alltag in „Raum“, die wahre Geschichte, wie sie in diesen „Raum“ gelangt sind, die Befreiung aus „Raum“, dann die erste Zeit nach „Raum“(Jack nennt diese Zeit Sterben,weil er getrennt von seiner Mutter, bei den Großeltern verbringen muss) und im fünften Buch schließlich das Leben ganz weit weg von „Raum“ und wieder vereint mit seiner genesenden Mutter. Und dieses Buch heißt dann auch sinnbildlich „Leben“. Wenn einen ein Roman derart fasziniert, dass einem die Worte fehlen, ist es gut, dass ein kleiner Junge das für einen übernimmt. Seine Stimme wird im Gedächtnis und in der Literatur bleiben. Und auf das kommt es an.